Die Anfänge
Der griechische Philosoph Heraklit schrieb 500 v. Chr. „Der Krieg ist Vater aller Dinge“. Auch in Bezug auf das moderne Fachgebiet der Chirurgie – die Plastische Chirurgie – ist dieser Satz nicht ganz von der Hand zu weisen.
Schon in den alten Hochkulturen gab es plastisch-chirurgische Operationen: Im sogenannten Edwin Smith Papyrus, das vermutlich auf den großen ägyptischen Arzt IMOTEP 3000 v. Ch. zurückgeht, wurden über 40 Eingriffe zur Wiederherstellung des Gesichtsschädels, wohl Folgen von kriegerischen Handlungen beschrieben.
In der Schrift „Sushruta Ayurveda“ beschreibt der indische Arzt SUSHRUTA im 5. Jahrhundert v. Chr. die Wiederherstellung von Nasen. Im damaligen Indien war das abschneiden der Nase eine besonders grausame Art der Bestrafung und der Rache, denn die Nase galt als Organ des Respektes und des guten Rufes.
In Europa war die Entwicklung der Chirurgie über viele Jahre durch ein Verbot des Papstes Innozenz III. (1160-1216) blockiert. Erst im 16. Jahrhundert gab es wieder eine Weiterentwicklung durch Wanderärzte, die als BRANCAs bekannt wurden. Zu dieser Zeit beschrieb GASPARD TAGLIAACOZZI die Wiederherstellung einer Nasenspitze aus der Haut des Oberarmes, eine für die Zeit wichtige Maßnahme, denn der Verlust der Nasenspitze konnte damals Folge der Syphilis oder von Bestrafung sein.
TAGLIACOZZI wurde jwdoch für seine Leistungen von der Kirche verdammt, und so dauerte es bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bis der Engländer LUCAS die alte indische Heilkunst wiederentdeckte und die Wiederherstellung der Nase eines indischen Soldaten aus der Haut der Stirn beschrieb.
Diese Beschreibung gab schließlich den Impuls für die Entwicklung neuer plastisch-chirurgischer Methoden im 19. Jahrhundert durch FERDINAND von GRAEFE (1787-1840) und JOHANN FRIEDRICH DIEFENBACH (1734-1847). Die Plastische Chirurgie entkam damit dem Ruf der Kuriosität.
Doch den größten Fortschritt zur eigenen Spezialität erfuhr das Fach mit Ende des 1. Weltkrieges. Mit den Erfahrungen aus den Kriegsjahren 1914-1918 entwickelte JACQUES JOSEPH seine bis heute unangefochtene Methode der Nasenplastik.
Aufgrund neuer Erkenntnisse in der Hygiene, der Sterilisation und der Anästhesie war es nun möglich, den Kriegsverletzten eine wesentlich verbesserte Versorgung mit Hilfe der Plastischen Chirurgie anzubieten und neue Methoden der Wiederherstellung zu erarbeiten.