Zurück zum Bewährten könnte die neue Erkenntnis beim
Lippenaufbau sein. Nichts bereitet dem Fachmann mehr Kopfzerbrechen und führt
in den Klatschspalten zu mehr Kontroversen als die Lippenvergrößerung. Nicht
resorbierbares Material hat in der Lippe eine außergewöhnlich hohe Rate an
Granulombildung auf lange Sicht . Man kennt die Fälle von Entstellungen aus den
Gazetten und von den Kongressen. Chiara Ohoven war mit ein Grund für die
Gründung der Koalition gegen den Schönheitswahn. Resorbierbare Implantate
(Filler) verschwinden aus den Lippenweichteilen im Handumdrehen. Die
schmerzhafte Prozedur der Implantation muss zu oft wiederholt werden. Ein
dauerhaftes Implantat ist gefragt, welches einfach in LA implantiert und ebenso
einfach wieder entfernt werden kann. Man erinnert sich an GoreTex Nudeln nach
Art der Maccaroni für die Lippe. Es war der Schritt in die richtige Richtung.
Bleiben wir einfach bei italienischen Teigwaren. Wie wär´s mit Spaghetti aus
Silikonelastomer bzw. Silikongummi: Nennen wir sie doch Siletti: drehrunde
Fäden aus eben diesem hervorragend verträglichen, stabilen Biomaterial.
Silikonelastomer ist bekannt aus der Herzschrittmacher-Technik oder vom
Hydrocephalus shunt. Das Material erreicht Standzeiten im Bioorganismus von 40
Jahren und mehr. Siletti werden mit glatter Oberfläche hergestellt. Damit
wachsen sie nicht im Gewebe fest.
Der Organismus hüllt den Faden mit einer
feinen Bindegewebsmembrane ein, sodass ein Gleitkanal entsteht, ideal für die
bewegte Lippe. Die Oberfläche des Silettifadens ist amphoter beschichtet. Das
verhindert die Besiedlung mit Bakterien. Damit sind die Einheilungschancen bei
Implantation über die Mundschleimhaut optimiert. Siletti werden einzeln oder
als Bündel von 2 oder 3 Fäden mit Hilfe eines Trocars oder einer geeigneten
Nadel intramuskulär in die Lippe eingezogen, schleimhautseitig von Mundwinkel
zu Mundwinkel. Die einzelnen Fäden sollen sich dabei nicht berühren (keine
„Bündelnagelung“ der Lippen). Die Stichinzisionen in der Schleimhaut werden
mit resorbierbarer Naht verschlossen. Nach der Operation können sich die Fäden
beim Spitzen des Mundes sichtbar abzeichnen. Im Laufe von 3 bis 4 Wochen haben
sie dann selbsthelfend die richtige Lage im Gewebe eingenommen. Sie bleiben
immer tastbar. Das dient der Kontrolle. Mit Hilfe eines eingebauten
Röntgenkontraststreifens können sie zusätzlich detektiert werden. Eine seltene
Frühkomplikationen ist die Abstoßung. Selten persistiert die Sichtbarkeit der
Silettifäden und zwingt dann zur Revision mit Entfernung und Neuimplantation.
Das Siletti-Prinzip wurde in der Klinik am Sonnenberg in Wiesbaden in
Zusammenarbeit mit dem schwedischen Silikonspezialisten ISTEMA entwickelt.
Veranlassung war der Wunsch einer bekannten Fernsehmoderatorin nach volleren
Lippen ohne die wiederkehrenden Qualen mit den Hyaluronsäureinjektionen. Der
leitende Arzt der Plastischen Chirurgie, Herr Dr. Johannes Reinmüller, verfügt
über 8 Jahre Erfahrung mit Siletti und überblickt mehr als 100 Anwendungen in
verschiedenen Bereichen, nicht nur Lippenaufbau. Die italienischen Fäden können
auch verwendet werden zur Faltenunterlegung, Z.B. Nasolabialfalten oder quere
Kinnfalten, zur elastischen Zügelung von Wangen und Schläfen bei
Facialisparesen im Sinne eines Schläfenliftings. Auch hier erfolgt die
Implantation minimal invasiv mit Hilfe von Nadeln oder Trokaren. Beim
Schläfenlifting besteht sogar die Möglichkeit einer Nachstraffung der Fäden.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten werden zur Zeit in Kooperation mit der
Urologie und der Gynäkologie eruiert. Siletti ist als Medizinprodukt in Europa
zertifiziert und als Markenname geschützt. Bon apetito.