Schützenfeste sind seit dem 17. Jahrhundert Tradition in dem
schönen Land Tirol. Beim Scheibenschießen geht es um Können, Ruhm und Ehre. Der
beste Schütze wird auf ein Jahr Schützenkönig und hat das Recht, auf die
Ehrenscheibe zu schießen. Die DGPRÄC (www.dgpraec.de) ist nicht so traditionsreich,
kann aber im übertragenen Sinne auf einige Ehrenscheiben mit Treffer ins
Schwarze zurückblicken und an Schützkönigen mangelt es gewiss nicht. Wie jeder
weiß, ist das Glück der Schützen wechselhaft und so geht auch mal ein Schuss daneben
oder gar nach hinten los. Gegen eigene Ungeschicklichkeit oder Intrigen der
Konkurrenz ist kaum einer gefeit. Erinnern wir uns an die Bemühungen zu Zeiten
der VDPC (Vorläufer der DGPRÄG) um den Begriff Ästhetik als
Alleinstellungsmerkmal für die erlauchte Mitgliedschaft. Fast schon symbolisch
waren einige der Protagonisten der Bewegung im Seppelskostüm gekleidet. Dank
ihrer Bemühungen konnten sie sich bald die „ästhetische“ Schwanzfeder des
Auerhahns zu ihrem „plastisch-chirurgischen“ Gamsbart-Pinsel an den Hut stecken.
Sie glaubten damals, sie hätten den sprichwörtlichen Vogel abgeschossen Doch die Natur ist hart und gerecht: wer bunt geschmückt in
der Sonne balzt, wird leicht Opfer von Beutegreifern. Hier war es der Fiskus, der
aus heiterem Himmel zustieß und die Ahnungslosen schamlos beutelte. Der Schuss
war hier im wahrsten Sinne des Wortes als Umsatzsteuer nach hinten losgegangen.
Der Preis für das Anhängsel „Ästhetik“ war damit teuer bezahlt. Nun sollte der
teure Name wie die Kugel des „Freischütz“ in gleichnamiger Oper seine
Zauberkraft in Richtung vermeintlicher Konkurrenz entfalten. So wurde denn angelegt
auf einen Kieferchirurgen, der seine Kunst an den Brüsten orthognater Frauen
anwandte. Wem das Libretto der Oper geläufig war, konnte den Ausgang ahnen. Die
Kugel traf den missgünstigen Schützen selbst und das „Gute“ obsiegte in der
richterlichen Feststellung, dass Ästhetik kein Alleinstellungsmerkmal einer
Berufgruppe sein kann. Was bisher als juristische Grauzone eventuelle
Mitbewerber abschreckte, war nun ein offizieller Freibrief für die
selbsternannten Schönheitschirurgen und Zwielichtgestalten aus den Medien. Die
Botschaft lautete für sie klar und deutlich: Du darfst. In unseren Zeiten
politischer correctness , in denen „Diskriminierung“ als Keule zur
Disziplinierung Andersdenkender nur der Presse und einer kleinen Auswahl von
radikalen Fanatikern erlaubt ist, kann der Ausgang des Streites nicht wirklich
verwunden. Im Ergebnis wurde viel geballert, leider auf die falsche Scheibe.
Angesichts solcher Peinlichkeit kam der PIP-Skandal fast wie gerufen.
Folgerichtig musste hier agiert werden, um das ruinierte Image aufzupäppeln. Das
kann aber nicht gelingen, wenn man sich selbst als laufender Hase über den
Schießstand ziehen lässt. Man mag das als gut gemeinte Geste interpretieren,
das ändert aber nichts daran, dass man sich auf der falschen Seite befindet,
während bereits die Neider und ewig Gestrigen die Stutzen laden und das Feuer freigegeben ist. Mit
vorauseilendem Gehorsam und Ausdruck des Bedauerns in Sachen PIP konnte wohl
kaum die öffentliche Meinung vorbei an „Bild“ und “Koalition gegen den
Schönheitswahn“ gewendet werden. Das Wölkchen Pulverdampf, dass die Meisterschützen
der DGPRÄC erzeugt haben, wurde öffentlich kaum wahrgenommen. Damit haben sie
nur einer anderen Schützengilde durchschlagkräftige Munition geliefert. Die
Feministinnen und Feministen sind endgültig bestätigt in der Auffassung, das
Plastische und Ästhetische Chirurgie der Ausbeutung und Unterdrückung von
Frauen dient. Der Klerus kann weiterhin den Eingriff des Menschen in Gottes
Schöpfung beklagen, was landläufig so viel heißt wie: „dem Herrgott ins
Handwerk pfuschen“. Die Vertreter der gesetzlichen Kassen können mit
wachsweichen Argumenten fortfahren, Leistungen zu kürzen und – ohne Schamgefühl
beim Blick auf die eigenen Bezüge einschließlich Pensionszusagen – sogenannte
Leistungserbringer der Geldgier zu bezichtigen. Auf Augenhöhe, nicht nur in
Bezug auf die Einkünfte, können sie mit den Herren Kollegen aus der ärztlichen
Selbstverwaltung scheinheilig ethische Floskeln austauschen. Der grüne Tisch
für die Böcke im Garten bleibt also reich gedeckt. Die Lügen der Bild-Zeitung
werden zu Wahrheiten erklärt, mit denen wir künftig leben müssen. Und so
fordern bereits im Vorwahlkampf die Streber und Klassensprecher aus den Regierungsparteien
gesetzliche Einschränkungen, also weitere Beschneidungen der ärztlichen
Kompetenzen, als gäbe es im Gesundheitswesen keine sonstigen Probleme. Führerschein mit 16, Implantate mit 61
aus Gründen der Symmetrie. Da alle US-amerikanischen Exzesse irgendwann auch
den alten Kontinent erreichen, warten wir jetzt gespannt auf den EU-weiten
silicone ban. Spätestens dann ist klar, dass der letzte Schuss aus dem Lauf
ist. Des Schützens Büchse kommt an
den Nagel, der Schießstand bleibt geschlossen und der letzte Schützenkönig hat seines
Amtes gewaltete. Auf die Ehrenscheibe schießen in Zukunft nur noch die
Vertreter der Gesundheitsbürokratie, wie üblich mit Platzpatronen. Es muss ja
nur laut krachen. Und fragt man dereinst nach der DGPRÄC könnte die Antwort im
alpenländlichen Dialekt lauten: „De hot´s dabreselt“.
21.07.2012